Anaphylaxie – Der allergische Notfall

Zu den schwersten Symptomen einer Allergie zählt die Anaphylaxie (auch anaphylaktischer Schock). Bei einer Anaphylaxie ist in der Regel der gesamte Körper betroffen. Magen- und Darmtrakt, verschiedene Organsysteme, Haut und Atemwege sind meist gleichzeitig betroffen.

Anaphylaxie – Der allergische Notfall
Anaphylaxie – Der allergische Notfall
Die Beschwerden treten meistens sehr plötzlich (innerhalb weniger Minuten oder Stunden) und sehr heftig auf. Schuld sind einer oder verschiedene Allergie-Auslöser, aber dazu weiter unten etwas mehr. Die Symptome einer Anaphylaxie können lebensbedrohlich sein und sind deshalb immer als medizinischer Notfall einzustufen.

Ist eine Allergie bekannt, erhält der Patient vom Arzt meistens ein so genanntes Notfallset. In diesem sind eine Adrenalin-, Kortison- und eine Antihistamin-Injektion enthalten. Die Medikamente werden auch in der eben aufgeführten Reihenfolge verabreicht. Sowohl der Patient als auch dessen Umfeld sollten im Umgang mit dem Notfallset vertraut sein.

Meistens geht es dem Patienten nach Verabreichung der Notfallmedikamente schnell besser. Trotzdem sollte in jedem Fall und unmittelbar danach ein Arzt aufgesucht oder der Notruf gewählt werden.

Als prophylaktische Maßnahmen empfehlen sich eine Hyposensibilisierung oder die spezifische Immuntherapie (SIT).
Eine Hyposensibilisierung ist bei Lebensmittel- und Medikamenten-Allergien beispielsweise nicht möglich. Hier hilft nur das konsequente Vermeiden eines Kontakts mit dem Allergie-Auslöser.
Als Auslöser für die Anaphylaxie kommen alle bekannte Allergene, wie Lebensmittel, Medikamente, Insektengifte, Pollen oder auch (in seltenen Fällen) Naturlatex in Betracht.

Schweregrade anaphylaktischer Reaktionen

Die anaphylaktische Reaktion wird in vier Schweregrade eingeteilt, die jeweils unterschiedliche Symptome und Auswirkungen auf den Körper haben.

  1. Leichtgradige Symptome: Diese umfassen Juckreiz, Hautausschlag, Quaddeln und Hautschwellungen. Sie sind oft die ersten Anzeichen einer Reaktion und sollten nicht ignoriert werden.
  2. Moderate Reaktionen: Zu den Symptomen der zweiten Stufe gehören neben den Hautreaktionen auch Übelkeit, Krämpfe und Erbrechen, Atemprobleme wie laufende Nase und Heiserkeit sowie Herz-Kreislauf-Beschwerden wie hoher Puls und niedriger Blutdruck.
  3. Schwere Reaktionen: Diese Stufe beinhaltet Erbrechen, Durchfall, Blähungen und Stuhldrang, ernsthafte Atembeschwerden wie Kehlkopfschwellung und Atemkrämpfe sowie schwere Herz-Kreislauf-Probleme, die zu einem Schockzustand führen können.
  4. Lebensbedrohliche Reaktionen: Die höchste Stufe der anaphylaktischen Reaktion umfasst Atem- und Kreislaufstillstand, was sofortige medizinische Intervention erfordert.

Frühwarnzeichen einer Anaphylaxie

Es gibt mehrere Anzeichen, die auf eine bevorstehende anaphylaktische Reaktion hindeuten können. Dazu gehören ein metallischer Geschmack im Mund, Brennen an Handflächen und Fußsohlen, Kribbeln oder Juckreiz an Zunge oder Gaumen, Angstgefühle, Kopfschmerzen und Desorientierung.

Wichtigkeit der frühzeitigen Erkennung

Die frühzeitige Erkennung dieser Symptome und eine schnelle Reaktion sind entscheidend, um schwere oder sogar lebensbedrohliche Folgen zu vermeiden. Anaphylaktische Reaktionen können sich rasch entwickeln und sind oft unberechenbar. Die Symptome können sich spontan zurückbilden, aber auch nach einer Behandlung erneut auftreten.

Effektive Behandlung einer anaphylaktischen Reaktion

Anaphylaktische Reaktionen zählen zu den dringlichsten medizinischen Notfällen, bei denen schnelles und effektives Handeln entscheidend ist. Im Zentrum der Behandlung steht dabei Adrenalin, das lebensrettende Medikament, welches entscheidende Körperfunktionen in einer akuten allergischen Reaktion unterstützt. Die Verabreichung von Adrenalin erfolgt üblicherweise durch eine Injektion in den Oberschenkelmuskel und zeigt gewöhnlich innerhalb weniger Minuten Wirkung. Sollte die erste Dosis keine ausreichende Besserung bringen, ist eine erneute Injektion nach 5 bis 10 Minuten möglich und oft notwendig.

Neben Adrenalin spielen auch andere Medikamente eine wichtige Rolle in der Behandlung einer anaphylaktischen Reaktion. Antihistaminika und Kortikosteroide, wie Kortison, werden zusätzlich eingesetzt, um die allergische Reaktion weiter zu unterdrücken. Diese Medikamente wirken langsamer als Adrenalin, ergänzen aber dessen Wirkung, indem sie langfristig zur Stabilisierung des Patienten beitragen.

In besonders schweren Fällen, wenn beispielsweise ein Kreislaufstillstand droht oder der Kehlkopf anschwillt und die Atemwege verengt sind, wird Adrenalin direkt in die Vene gespritzt oder als Infusion verabreicht. Diese Maßnahmen sind entscheidend, um die Atmung zu erleichtern und den Kreislauf aufrechtzuerhalten. Eine Sauerstoffversorgung über eine Atemmaske wird ebenfalls eingesetzt, vor allem wenn die Atmung und das Herz-Kreislauf-System stark beeinträchtigt sind.

In extremen Fällen, wo eine Beatmung notwendig wird, kann ein Schlauch in die Luftröhre eingeführt werden. Ebenso ist die rasche Zufuhr von Flüssigkeiten über Infusionen bei einem Schockzustand unerlässlich, um den Kreislauf zu stabilisieren und das Überleben des Patienten zu sichern.

Die Behandlung einer anaphylaktischen Reaktion erfordert umfassendes medizinisches Fachwissen und schnelle Entscheidungen. Es ist daher entscheidend, dass sowohl medizinisches Personal als auch Betroffene und Angehörige über die Symptome und Erstmaßnahmen bei einer anaphylaktischen Reaktion bestens informiert sind, um im Ernstfall richtig handeln zu können.

Abschließend sei darauf hingewiesen, dass die Prävention von allergischen Reaktionen durch das Meiden bekannter Allergene und das Tragen eines Notfallsets mit Adrenalin-Injektionen für Allergiker von großer Bedeutung ist. Die Aufklärung über Allergien und anaphylaktische Reaktionen trägt wesentlich dazu bei, das Bewusstsein in der Gesellschaft zu stärken und potenzielle Risiken zu minimieren.


FAQ: Anaphylaxie – Erkennen und Handeln

Was sind typische Auslöser für Anaphylaxie?

Typische Auslöser für Anaphylaxie sind bestimmte Nahrungsmittel (wie Nüsse, Schalentiere, Eier und Milchprodukte), Insektengifte (von Bienen, Wespen oder Hornissen), Medikamente (insbesondere Antibiotika oder nichtsteroidale Antirheumatika) und Latex. Bei manchen Menschen können auch körperliche Anstrengung oder extreme Temperaturveränderungen eine Anaphylaxie auslösen.

Wie beginnt ein anaphylaktischer Schock?

Ein anaphylaktischer Schock beginnt oft plötzlich und kann sich innerhalb von Minuten nach dem Kontakt mit dem Allergen entwickeln. Erste Anzeichen können Juckreiz, Hautrötung, ein Gefühl von Wärme, Schwindel oder ein metallischer Geschmack im Mund sein. Diese Symptome können schnell zu schwerwiegenderen Reaktionen wie Atemnot, Schwellungen im Gesicht oder Hals, und einem starken Blutdruckabfall führen.

Welche Symptome können der Anaphylaxie zugeordnet werden?

Zu den Symptomen einer Anaphylaxie gehören Atembeschwerden, Heiserkeit oder ein Engegefühl im Hals, ein beschleunigter Herzschlag, Übelkeit, Erbrechen, Durchfall, Bauchschmerzen, Hautausschläge, Juckreiz, Schwellungen insbesondere im Gesichtsbereich, Schwindel, Bewusstseinsverlust und ein starker Abfall des Blutdrucks.

Was macht man bei einer Anaphylaxie?

Bei Anzeichen einer Anaphylaxie sollte sofort medizinische Hilfe gerufen werden (Notruf 112). Wenn verfügbar, sollte ein Adrenalin-Autoinjektor sofort verwendet werden, gefolgt von weiteren, falls die Symptome nach 5 bis 15 Minuten nicht nachlassen. Die betroffene Person sollte ruhig gehalten werden und, wenn möglich, in eine Position gebracht werden, die das Atmen erleichtert. Es ist wichtig, keine Zeit zu verlieren, da Anaphylaxie lebensbedrohlich sein kann.

Welche ist die häufigste Ursache für Anaphylaxie im Erwachsenenalter?

Im Erwachsenenalter sind Nahrungsmittelallergien eine häufige Ursache für Anaphylaxie, wobei die genauen Auslöser von Region zu Region variieren können. Insektenstiche, insbesondere von Bienen und Wespen, sind ebenfalls eine häufige Ursache. Medikamentenallergien, vor allem gegen bestimmte Antibiotika, sind eine weitere häufige Ursache für anaphylaktische Reaktionen bei Erwachsenen.

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Robert Milan

Seit 2005 Experte im Bereich gesundheitliche Ernährung und Nahrungsergänzung. Als langjähriger Medizinautor entsprechen seine Inhalte dem aktuellen medizinischen Wissensstand und begründen sich ebenfalls auf ärztliche Fachliteratur und der aktuellen medizinischen… More »
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