Beifuß-Allergie: Erkennen, Behandeln und Vorbeugen
Inhaltsverzeichnis
Beifuß: Eine Pflanze mit allergenem Potenzial
Der Beifuß (Artemisia vulgaris), bekannt aus dem Mittelalter als Heilpflanze, ist heute vor allem als Ursache für Allergien bekannt. Die unscheinbaren, gelb-braunen Blüten des Beifußes verbreiten Pollen, die bei bis zu 20 Prozent der Erwachsenen in Deutschland allergische Reaktionen auslösen können. Forschungen haben sechs unterschiedliche Allergene in den Pollen des Beifußes identifiziert, wobei Art v 1 als Hauptallergen gilt.
Blütezeit des Beifußes und Allergieauslösung
Die Blütezeit des Beifußes erstreckt sich normalerweise von Juli bis September, kann aber je nach Wetterbedingungen variieren. In dieser Zeit werden Pollen freigesetzt, die zu spätsommerlichem Heuschnupfen führen können.
Symptome der Beifuß-Allergie
Die Symptome einer Beifuß-Allergie ähneln denen eines klassischen Heuschnupfens. Dazu zählen eine laufende oder verstopfte Nase, starker Niesreiz, gereizte, brennende, juckende und tränenreiche Augen sowie Husten, Atemnot und Brustschmerzen. Die Beschwerden können auch zu Schlafstörungen führen.
Orales Allergiesyndrom und Kreuzallergien
Ein weiteres Phänomen bei Beifuß-Allergien ist das orale Allergiesyndrom, verursacht durch Kreuzallergien mit bestimmten Nahrungsmitteln. Dies äußert sich in Kribbeln, Brennen und Schwellungen im Mund- und Rachenbereich, manchmal auch in Verdauungsstörungen und Hautausschlägen.
Lebensqualität und Beifuß-Allergie
Allergische Reaktionen auf Beifuß können das Wohlbefinden und die Lebensqualität erheblich beeinträchtigen. Betroffene leiden oft unter Erschöpfung, Kopfschmerzen und Schlafproblemen.
Juckreiz – ein Symptom, das nicht nur bei Allergien auftritt
Beifuß-Allergie und ihre Verbindung zu Kreuzreaktionen
Beifuß-Allergien können vielfältige Kreuzreaktionen auslösen. Besonders interessant ist dabei die enge botanische Verbindung des Beifußes zu anderen Pflanzenarten. Als Mitglied der Familie der Korbblütler (Asteraceae) teilt der Beifuß bestimmte allergene Eigenschaften mit anderen Pflanzen dieser Familie. Dazu gehören beispielsweise Kamille und Löwenzahn. Aber auch die aus Amerika stammende Beifuß-Ambrosie, die im gleichen Zeitraum blüht, führt häufig zu Kreuzreaktionen bei Beifuß-Allergikern.
Interaktionen zwischen Beifuß und Ambrosia
Eine häufige Erscheinung ist die Kreuzallergie zwischen Beifuß und Ambrosia, die als Beifuß-Ambrosia-Komplex bekannt ist. Personen, die auf Beifuß allergisch reagieren, zeigen oft auch eine Reaktion auf Ambrosia. Es handelt sich hierbei um eine sogenannte Ko-Sensibilisierung, bei der der Körper auf beide Allergene reagiert. Die klinischen Symptome dieser Aeroallergene sind so ähnlich, dass sie nicht leicht voneinander unterschieden werden können. Sowohl Beifuß als auch Ambrosia können ein orales Allergie-Syndrom verursachen.
Das Sellerie-Karotten-Beifuß-Gewürzsyndrom
Eines der bekanntesten Beispiele für eine Kreuzallergie ist das Sellerie-Karotten-Beifuß-Gewürzsyndrom. Personen, die auf eines dieser Nahrungsmittel allergisch reagieren, zeigen häufig auch Unverträglichkeiten gegenüber anderen in dieser Gruppe. So kann eine Allergie gegen Beifuß auch zu Reaktionen auf Sellerie, Karotten und bestimmte Gewürze führen.
Beifuß und verwandte Allergien
Beifuß ist eine weit verbreitete Pflanze und spielt eine zentrale Rolle bei vielen Kreuzreaktionen. Neben dem bereits erwähnten Syndrom kann eine Beifußallergie auch zu Sensitivitäten gegenüber Senf, Pfirsichen, Melonen und Bananen führen. Diese Vielfalt an betroffenen Nahrungsmitteln macht es schwierig, eine einheitliche Diät für Allergiker zu erstellen.
Gewürzallergien und Beifuß
Neben Obst und Gemüse können auch Gewürze starke allergische Reaktionen hervorrufen. Personen mit einer Beifußallergie reagieren oft auch auf Oregano, Basilikum, Kümmel, Sellerie und Majoran. Diese Gewürze sind in vielen Küchen weltweit verbreitet, was die Essensauswahl weiter einschränkt.
Kreuzallergien nach Pflanzenfamilien
Die Kreuzreaktivität lässt sich auch auf der Ebene der Pflanzenfamilien beobachten. So sind Menschen, die auf Doldenblütler wie Sellerie, Karotten oder Fenchel allergisch reagieren, oft auch gegenüber anderen Mitgliedern dieser Familie sensibel. Ähnliches gilt für Lippenblütler, Lorbeergewächse, Korbblütler, Kürbisgewächse, Nachtschattengewächse und Pfeffergewächse.
Erkennung und Behandlung von Beifuß-Allergien
Wenn die Nase läuft, die Augen jucken und sich die Haut rötet, könnte dies auf eine Allergie gegen Beifußpollen hinweisen. Diese allergische Reaktion, auch Pollinosis genannt, tritt meist in den Sommermonaten auf, wenn Beifuß blüht.
Beobachtung und Diagnose: Der erste Schritt
Eine genaue Beobachtung der eigenen Symptome und deren zeitliches Auftreten ist entscheidend. Die Nutzung von Pollenflug-Informationen aus dem Internet und Pollen-Apps kann helfen, den Verdacht zu bestärken. Hierbei ist es hilfreich, ein Pollentagebuch zu führen, um Muster in den Beschwerden zu erkennen.
Pricktest: Der Schlüssel zur Bestätigung
Bei Verdacht auf eine Beifußallergie führt der Arzt in der Regel einen Pricktest durch. Dabei werden Allergene auf die Haut aufgetragen, um eine mögliche Reaktion zu beobachten. Eine Rötung oder Quaddelbildung deutet auf eine Sensibilisierung hin.
Weiterführende Untersuchungen
In einigen Fällen, insbesondere bei unklaren Ergebnissen oder Hauterkrankungen, wird eine spezifische IgE-Bestimmung im Blut vorgenommen. Die komponentenbasierte Diagnostik, bei der nach spezifischen IgE-Antikörpern gegen einzelne Allergene gesucht wird, bietet eine noch genauere Bestätigung.
Nasaler Provokationstest: Die letzte Gewissheit
Um festzustellen, ob die Allergie tatsächlich im Alltag Beschwerden verursacht, kann ein nasaler Provokationstest durchgeführt werden. Hierbei wird das Allergen direkt in die Nase eingebracht, um eine Reaktion zu provozieren.
Therapieoptionen: Was kann man tun?
Allergenvermeidung:
- Kleidung nach dem Betreten der Wohnung wechseln und waschen.
- Die Wäsche nicht im Freien trocknen.
- Nach dem Aufenthalt im Freien, unbedeckte Körperpartien waschen.
- Vor dem Schlafengehen Haare waschen und Nasenschleimhäute reinigen.
- Pollenschutzgitter an Fenstern anbringen.
- Regelmäßiges feuchtes Wischen und Verwendung von HEPA-Filtern in Staubsaugern und Luftreinigern.
Medikamentöse Behandlung:
- Antihistaminika in Form von Tabletten, Nasensprays oder Augentropfen.
- Kortisonhaltige Präparate zur Linderung der Symptome.
Spezifische Immuntherapie:
- Eine langfristige Behandlungsmethode, bei der das Immunsystem langsam an das Allergen gewöhnt wird. Diese Therapie kann präsaisonal, kosaisonal oder perennial erfolgen und sollte idealerweise drei Jahre durchgeführt werden.
Abschließende Gedanken
Eine Beifuß-Allergie kann die Lebensqualität erheblich beeinträchtigen. Eine frühzeitige Diagnose und gezielte Therapiemaßnahmen können jedoch dazu beitragen, die Symptome zu lindern und das Risiko von Komplikationen zu minimieren.