Nahrungsmittelallergie – Symptome, Test und Behandlung
Beide werden oft miteinander verwechselt. Wohl auch, weil einige Symptome bei einer Lebensmittelunverträglichkeit (Nahrungsmittel-Intoleranz) und auch bei einer Lebensmittelallergie auftreten.
Falls man an Beschwerden leidet, die darauf hindeuten, dass man unter einer dieser Erkrankungen leidet, sollte man unbedingt einen Arzt/Allergologen aufsuchen.
Inhaltsverzeichnis
Lesen Sie zu den Symptomen einer Nahrungsmittelallergie weiter unten in diesem Beitrag.
Man schätzt, dass in Deutschland etwa 1,5% bis 5% aller Menschen unter einer echten Nahrungsmittelallergie leiden. Bei Nahrungsmittel-Unverträglichkeiten sind es etwa 30%. Besonders betroffen sind Kinder und Jugendliche, von denen etwa 5% bis 10% der Gefahr ausgesetzt sind, an einer Nahrungsmittelallergie zu erkranken.
Bei den meisten Betroffenen aus der letztgenannten Gruppe lassen die Beschwerden jedoch mit dem Übergang ins Erwachsenenalter nach. Doch besteht bei diesen oft die Gefahr, später mit einer neuen und anderen Allergieform konfrontiert zu werden.
Sowohl bei den Erwachsenen als auch bei den Kindern, hat man es in den meisten aller Fälle mit Kreuzallergien zu tun, statt mit einer Allergie auf ein bestimmtes Nahrungsmittel. Bei Kreuzallergien reagiert man zusätzlich zu einer „Hauptallergie“ noch auf andere Stoffe, die dem Hauptallergen sehr ähnlich sind. Dies ist zum Beispiel der Fall, wenn man auf bestimmte Pollen und zusätzlich noch auf Äpfel reagiert.
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Wie entsteht eine Nahrungsmittelallergie?
Eine Allergie entsteht durch eine überschießende Reaktion des Körpers auf ein Allergen. Normaler Weise ist das Immunsystem dafür verantwortlich, Krankheitserreger unschädlich zu machen oder zum Beispiel auch gegen Krebszellen vor zu gehen.
Kommt es zu Störungen dieses wichtigen Mechanismus, kann das Immunsystem auch auf eigentlich harmlose Stoffe reagieren. Unter anderem auch auf Lebensmittel. Man unterscheidet grundsätzlich zwei Entstehungsarten von Allergien.
Zum einen die, welche aufgrund von so genannten T-Zellen-Reaktionen entstehen (Allergien vom Typ IV), zum anderen solche, die durch die Bildung von Immunglobulinen (Ig) entstehen. Bei einer Nahrungsmittelallergie ist in den meisten aller Fälle das Immunglobulin E (IgE) beteiligt.
Dieses wird vom Körper gebildet, wenn es zu einem Erstkontakt mit dem auslösendem Allergen kommt. Es kommt zu einer so genannten Sensibilisierung. Bei einem weiteren Kontakt mit dem Allergen, reagiert der Körper bzw. das Immunsystem auf diesen Stoff und es kommt zu den typischen allergischen Reaktionen.
Als auslösende Ursachen kommen viele Faktoren und Stoffe in Frage.
Es wird auch angenommen, dass übertriebene Hygiene, besonders im Kindesalter, die Entstehung von Allergien im allgemeinen und bei Lebensmittelallergien im besonderen begünstigt.
Grundsätzlich muss man bei den Allergenen (die Stoffe die eine Allergie auslösen) in zwei Gruppen unterscheiden. Es gibt Allergene, die überwiegend Kinder und Jugendliche und andere die Erwachsene betreffen.
Bei Kindern sind die hauptsächlichen Allergene:
- Eier
- Fisch
- Fleisch
- Milch
- Nüsse
- Soja (mit stetig steigender Tendenz)
In seltenen Fällen kann es auch zu allergischen Reaktionen auf die Muttermilch kommen. Diese treten meist dann auf, wenn die Mutter bestimmte allergenhaltige Nahrungsmittel zu sich genommen hat.
Trotzdem ist das Stillen in den ersten sechs Lebensmonaten die beste Ernährung, die ein Säugling erhalten kann. Es gilt als erwiesen, dass bei Kindern, die gestillt wurden, deutlich weniger Allergien im späteren Leben auftraten.
Sollte das Stillen aus verschiedenen Gründen nicht möglich sein, gibt es noch andere Möglichkeiten, das Kind schonend zu ernähren. Als Beispiel sei hier die so genannte HA-Nahrung (Hypoallergene Formula Nahrung) zu erwähnen.
Bei diesen Produkten liegen die in Frage kommenden und allergieauslösenden Proteine nur in winzigen Bruchstücken vor, welche die IgE-Antikörper nicht mehr als Allergen erkennen können. Auf diese Weise bleiben die allergischen Reaktionen aus.
Der Nachteil bei diesen Nahrungsmitteln ist der oftmals sehr bittere Geschmack. Sollte bei Kindern eine Allergie auf Milchprodukte der Kuh vorliegen, kann man auf Produkte auf der Basis von Soja ausweichen.
Allerdings können insbesondere Sojaprodukte eine höhere Tendenz aufweisen, Allergien auszulösen. Vor dem Wechsel auf solche Nahrungsmittel ist also immer ein Arzt zu konsultieren.
Im Erwachsenenalter hat man es nur in seltenen Fällen mit einer echten Allergie auf einzelne Lebensmittel zu tun. In den meisten aller Fälle erfolgen allergische Reaktionen auf der Basis von Kreuzallergien oder es sind die bereits oben erwähnten Unverträglichkeiten gegenüber Lebensmitteln.
Jedes Lebensmittel steht im Verdacht Lebensmittelallergien auszulösen
Grundsätzlich kann man sagen, dass praktisch jedes Lebensmittel im Verdacht steht, Lebensmittelallergien auszulösen. Besonders hervorzuheben sind hier Hasel- und Erdnüsse. Diese können sich in vielen Nahrungsmitteln verbergen, von denen man es auf den ersten Blick nicht erwarten würde.
Dies rührt zum Beispiel daher, dass bei der industriellen Herstellung von Lebensmitteln die Produktionsanlagen oft nicht richtig gesäubert werden und die ersten Chargen des nachfolgenden Lebensmittels mit den Allergenen verunreinigt sein können.
Deshalb ist es wichtig, unbedingt die Zutatenliste auf allen Lebensmitteln zu studieren, wenn man auf Nüsse allergisch reagiert. Der Zusatz: „Kann Spuren von Nüssen enthalten“ auf einer Lebensmittel-Packung ist also immer sehr ernst zu nehmen.
Auch beim Besuch in einem Cafe oder einer Eisdiele sollte man Vorsicht walten lassen, da besonders in Kuchen oder Eiscremes oft Erdnuss-Butter bei der Herstellung verwendet wird.
Es kann auch zu Allergieerscheinungen kommen, wenn Lebensmittel bei der Herstellung sehr häufig mit latexhaltigen Handschuhen in Berührung gekommen sind. Bei Menschen mit einer Latexallergie kann dies allergische Reaktionen hervorrufen.
Es gibt eine Reihe von Lebensmitteln, die sehr häufig als Auslöser für Allergien bekannt sind. Aus diesem Grunde sind die Hersteller von Lebensmitteln auch in der Pflicht, diese Stoffe auf der Zutaten-Liste zu nennen.
Die häufigsten dieser Stoffe sind:
- Schalen-Tiere
- Fisch
- Milch und daraus hergestellte Produkte (Käse, Joghurt, uvm.)
- Sojaprodukte
- diverse Getreideprodukte und auch Getreidebestandteile
- Obst (zum Beispiel Äpfel und Pfirsiche)
- viele Arten von Nüssen
- Eier (sowohl Eigelb als auch Eiweiß)
- verschiedene Gemüsesorten (Bohnen, Tomaten und Karotten)
- Gewürze
- Senf
- Weichtiere wie Muscheln oder Schnecken
Auch die Bestandteile von industriell gefertigten Lebensmitteln können eine Lebensmittelallergie auslösen. Als Beispiele sind hier Konservierungs- und Farbstoffe zu nennen.
Symptome einer Nahrungsmittel-Allergie
Bei einer Nahrungsmittelallergie können alle Arten von Symptomen auftreten, die für eine Allergie typisch sind. Die Bandbreite recht hier von leichtem Kribbeln in der Nase bis zu einem lebensbedrohlichem anaphylaktischen Schock.
Die typischen Symptome bei einer Nahrungsmittelallergie sind:
Effekte auf der Haut
Diese können einhergehen mit:
- mehr oder minder stark ausgeprägtem Juckreiz
- Schwellungen, Ödemen, Quaddeln auf der Haut
- Rötungen
- Nesselsucht
- Ekzeme
Effekte auf den Schleimhäuten
Diese können sich wie folgt äußern:
- Juckreiz auf den Schleimhäuten
- Schwellungen der Schleimhäute (in sehr schweren Fällen mit Zuschwellen der Atemwege)
Effekte in den Atemwegen
Die häufigsten Symptome sind hier:
- Niesreiz
- Jucken in der Nase und im Hals-, Rachenbereich
- Schwellungen der Bronchien
- Asthma Bronchiale (allergisches Asthma)
- Verschleimung
- Husten
Beschwerden im Verdauungssystem
Zu diesen zählen:
- Blähungen
- Koliken
- allgemeine Bauchschmerzen
- Blähungen
- Durchfall
- Übelkeit
- Verstopfung
- Erbrechen
Ein sehr schweres Symptom einer Lebensmittelallergie ist der anaphylaktische Schock.
Dieser ist in fast allen Fällen lebensgefährlich. Zu den Symptomen des anaphylaktischen Schocks zählen:
- Rötungen der Haut, Quaddeln, das Anschwellen von Gliedmaßen und Juckreiz auf der Haut und/oder den Schleimhäuten
- Kratzen im Hals
- Übelkeit und Erbrechen sowie Schluckbeschwerden
- Kopfschmerz
- akute Atemnot oder sogar Asthmaanfälle
- unbestimmte Angstgefühle sowie Unruhe
- Eintrübung des Bewusstseins
- verlangsamter oder beschleunigter Puls
- Bei besonders schweren Reaktionen Abgang des Harns oder Stuhls
- Atemstillstand und Bewusstlosigkeit
Tritt ein anaphylaktischer Schock ein, ist sofort der Notarzt zu verständigen!
Ist die Lebensmittelallergie bekannt und von einem Arzt diagnostiziert, verfügt der Patient in der Regel über ein so genanntes Notfallset. In diesem sind Fertigspritzen mit Cortison, Adrenalin und einem Antihistaminikum enthalten.
Alle nahestehenden Personen des Patienten (Verwandte, Freunde, Arbeitskollegen) sollten im Umgang mit diesem Set vertraut sein.
Insgesamt können sich die Symptome durch körperliche Anstrengungen, Stress sowie durch den Genuss von Alkohol oder anderen Drogen noch verstärken.
Diagnose einer Lebensmittelallergie
Man kann den Ursachen einer Nahrungsmittelallergie auf verschiedene Weise auf die Spur kommen. Wir möchten an dieser Stelle die gebräuchlichsten Diagnoseverfahren vorstellen.
Einige von diesen Verfahren können nur Anhaltspunkte liefern, während andere sichere Rückschlüsse zulassen. Letztgenannte sind aber häufig mit kurz- bis mittelfristigen persönlichen Einschränkungen verbunden. Genannt sei hier die Karenzdiät.
Der Pricktest
Bei diesem Test werden Allergene, die in verschiedenen Lösungen enthalten sind, in die Haut eingebracht. Sollten an der betreffenden Stelle Reaktionen wie Rötungen, Juckreiz oder die Bildung von Quaddeln sichtbar oder fühlbar werden, so ist dies ein erstes und wichtiges Indiz für das Vorliegen einer Nahrungsmittelallergie auf den jeweiligen Stoff.
Der Nachteil am Pricktest ist, dass oft nicht alle Allergene erfasst werden. Dies ist naheliegend, wenn man bedenkt, welche Vielfalt an Lebensmitteln täglich auf unserem Tisch landet.
Weiterhin wird am Pricktest bemängelt, dass verschiedene allergieauslösende Proteine von den verwendeten Lösungen zerstört werden.
Die Ausschlussdiät (Karenzdiät, Rotationsdiät)
Bei der Ausschlussdiät werden bestimmte Lebensmittel nach und nach vom Speiseplan gestrichen bzw. wieder dazu genommen. Dieses nennt man auch Rotationsdiät.
Bei der verschärften Variante der Karenzdiät, beginnt man mit Lebensmitteln, die selten oder nie Allergien auslösen. Dazu zählen Blattsalate, die meisten Reissorten oder Kartoffeln. Nach und nach werden andere Lebensmittel dazu genommen.
Das Ganze wird in einem Allergie-Tagebuch festgehalten. Kommt es nun zu allergischen Reaktionen, hat man zumindest einen der möglichen Allergieauslöser identifiziert. Sollten weiterhin Probleme bestehen, setzt man die Karenzdiät so lange fort, bis man zu einem endgültigem Ergebnis gelangt ist.
Bluttests (IgE-Antikörpertests)
Um zu genaueren Ergebnissen als beim Hautest (Prick-Test) zu gelangen, besteht auch noch die Möglichkeit, von Blutuntersuchungen. Bei diesen werden mehrere Werte ermittelt, jedoch vor allem die Gesamtmenge der Immunglobulin-E-Antikörper (IgE) Werte im Blut. Zusätzlich können auch die allergenspezifischen IgE bestimmt werden.
Außerdem besteht auch noch die Möglichkeit, die Konzentration der IgE im gesamten Verdauungstrakt zu bestimmen.
Des Weiteren kann man auch den Urin auf erhöhte Konzentrationen von Histamin untersuchen. Histamin ist ein Stoff, der vom Körper zur Abwehr von Allergenen gebildet wird.
Es gibt auch noch weitere Testverfahren, bei denen die Ärzte und Wissenschaftler allerdings von einer geringen Genauigkeit ausgehen.
Welche Therapie bei einer Lebensmittelallergie?
Grundsätzlich gilt, wie bei allen anderen Allergien auch, dass man die allergieauslösenden Stoffe bzw. Lebensmittel grundsätzlich meidet.
Sollte eine Nahrungsmittel-Allergie aufgrund einer Kreuzallergie (zum Beispiel eine Allergie auf Pollen und daraus resultierend, eine Allergie auf Äpfel) bestehen, kommt eine Hyposensibilisierung in Betracht. Dabei wird das Allergen in stetig steigenden Dosen verabreicht, bis eine Unempfindlichkeit erreicht ist. Dieser Prozess kann sich über mehrere Jahre hinziehen.
Sollte das auslösende Lebensmittel noch nicht identifiziert sein, kann man eigentlich nur die Symptome behandeln. Bei Ekzemen auf der Haut können verschiedene Salben und Cremes eingesetzt werden. Zu den üblichen Wirkstoffen zählen unter anderem Mittel, die Cortison enthalten oder auch Extrakte der Aloe.
Bei inneren Beschwerden werden in der Regel Antihistaminika oder cortisonhaltige Mittel eingesetzt, um die Beschwerden zu lindern.
Ebenso wird der Einsatz des oben erwähnten Notfallsets empfohlen. Dies ist vor allem dann sinnvoll, wenn es zu akuten allergischen Beschwerden, wie dem anaphylaktischen Schock, kommen sollte.