Allergie Formen – Allergietypen 1-4

Um Allergien zu klassifizieren und Allergie Formen zu bestimmen, gibt es zwei verschiedene Möglichkeiten.

1. Medizinische Einteilung

Hier wird wie folgt eingruppiert. Es gibt Allergie-Formen vom Typ I bis Typ IV. Mischformen sind möglich. Unterschieden wird in der Regel nach den Reaktionen des Körpers auf das Allergen. Über die vier Reaktionsmöglichkeiten auf das Allergen kann man sagen, dass es sich um ganz normale Reaktionen des menschlichen Immunsystems handelt, die allerdings im Falle des betreffenden Allergens über reagieren so dass Beschwerden entstehen.

Allergien der Typen I bis III entstehen, weil der Körper Antikörper auf ein bestimmtes Allergen bildet. Allergische Reaktionen des Typs IV entstehen, wenn Leukozyten (Weiße Blutkörperchen), auch T-Zellen genannt, als Reaktion auf allergieauslösende Stoffe zum Einsatz kommen.

Allergie-Typ I (Soforttyp)

Eine Allergie des Typs I tritt nach einigen Sekunden bis Minuten ein. Nötig ist dazu ein Kontakt mit einem Allergie-Auslöser. Unter gewissen Umständen kann es nach vier bis sechs Stunden zu einer so genannten verzögerten Soforttyp-Reaktion kommen.

Allergien vom Typ I werden durch Immunglobulin E (IgE) verursacht. Dies sind Antikörper, die vom Körper gebildet werden, wenn dieser mit einem Allergen in Verbindung kommt. Diese IgE binden sich an so genannte Mastzellen, die wiederum dafür sorgen, dass der Körper Entzündungsbotenstoffe (unter anderem Histamin und Leukotriene) freisetzt.

Diese sorgen dafür, dass akute Entzündungsreaktionen entstehen. Diese können sich unter anderem in dem weithin bekannten Heuschnupfen ausdrücken.

Allergie-Typ II (Zytotoxischer Typ)

Ähnlich wie beim Allergie-Typ I bildet auch hier das Immunsystem Antikörper. Auch hier ist wieder das Immunglobulin im Spiel. Allerdings sind hier die Antikörper IgG und IgM ausschlaggebend. Diese sind normalerweise eine natürliche Immun-Reaktion des Körpers auf Krankheitserreger. Bei diesem Allergie-Typ bildet der Körper Antikörper gegen allergieauslösende Stoffe, die sich auf der Oberfläche von Gewebe und Zellen befinden.

Die Reaktionszeit des Körpers auf die Ausschüttung der Antikörper beträgt einige Stunden. Allergische Reaktionen betreffen nur die Zellen oder das Gewebe, das die allergieauslösenden Stoffe auf der Oberfläche tragen. Ein Beispiel für eine solche Allergie ist die Organ-Abstoßung nach einer Transplantation.

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Allergie-Typ III (Immunkomplex-Typ)

Allergien vom Typ III sind zu vergleichen mit dem Typ II, was die Bildung von Antikörpern betrifft. Auch hier sind wieder das IgG und das IgM beteiligt. Anders als beim Typ II werden hier so genannte Immun-Komplexe gebildet.
Immun-Komplexe sind Verbindungen aus Antigenen, die frei löslich sind und Antikörpern. Normaler Weise ist die Immunabwehr dafür zuständig, solche Immun-Komplexe zu beseitigen.

Sollte dies nicht geschehen, kommt es durch Ablagerungen dieser Immunkomplexe zu Krankheiten, die der Allergie vom Typ III zugeordnet werden. Zu Erkrankungen des Typs III gehören die inzwischen auch als Berufskrankheit anerkannte Farmerlunge oder Taubenzüchterlunge.

Allergie Typ IV (Spättyp)

Unter allen Allergie-Typen nimmt der Typ IV eine besondere Stellung ein. Wird bei Typ I bis Typ III die allergische Reaktion durch Antikörper ausgelöst, so kommen beim Typ IV so genannte T-Lymphozyten auch T-Zellen genannt zum Einsatz. Diese sind eine Untergruppe der weißen Blutkörperchen.

2. Nach dem Weg der Aufnahme

Dazu zählen:

Inhalationsallergie Diese wird hervorgerufen durch das Einatmen von Allergenen. Zu diesen zählen Hausstaub, Pollen, Schimmelpilze und Tierhaare.
Nahrungsmittelallergie Hervorgerufen wird diese durch das Essen von allergenhaltigen Nahrungsmitteln. Diese sind unter anderem: Milch, Hühnerei, Nüsse, Äpfel oder Meeresfrüchte.
Insektengiftallergie Hervorgerufen wird diese unter anderem nach Stichen durch Wespen oder Bienen.
Kontaktallergie Diese wird hervorgerufen durch Kontakt zu Allergenen. Zu den bekanntesten Allergenen zählen Nickel oder bestimmte Kosmetika

Was passiert bei Kontakt mit dem allergieauslösenden Stoff?

Kommt man mit einem allergieauslösenden Stoff in Kontakt, tragen die T-Zellen dafür Sorge, dass weitere Abwehrzellen angelockt und aktiviert werden. Die charakteristischen Veränderungen, die dabei auftreten, betreffen meistens die Haut.
Das wohl bekannteste Beispiel für eine allergische Reaktion vom Typ IV, ist die so genannte Nickel-Allergie.

Pseudoallergie

Diese Form der Allergie nimmt unter allen Allergie-Formen eine Sonderstellung ein. In der Regel zeigen Betroffene Reaktionen des Allergie-Typs I, obwohl keine tatsächliche Allergie vorliegt. Vielmehr haben wir es hier mit einer Überempfindlichkeitsreaktion des Körpers auf bestimmte Stoffe zu tun.

Anders als bei den herkömmlichen Allergien, bei denen sich mindestens zwei Mal ein Kontakt mit einem allergieauslösenden Stoff zugetragen haben muss, kommt es bei der Pseudo-Allergie oftmals schon beim Erstkontakt mit einer entsprechenden Substanz zu einer allergischen Reaktion. Eine Sensibilisierung wie bei den Typen I bis IV findet also nicht statt.

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Die Schwere der allergischen Reaktion hängt dabei von der Dosierung des Allergens ab. Die Auslöser für Pseudo-Allergien sind so vielfältig wie die Stoffe, die uns täglich umgeben. Am häufigsten treten aber Allergien gegen Nahrungsmittel oder Medikamente auf.

Es gibt Nahrungsmittel, die Stoffe enthalten, die die Mastzellen zu einer Ausschüttung von Histaminen provozieren. Dies sorgt für eine ganze Bandbreite vom Symptomen, die denen des Allergie-Typs I sehr ähnlich sind. Bei den Allergie-Typen I bis IV können Mischformen auftreten.

Rolle des Komplementsystems

Eine detailliertere Betrachtung der Allergie Formen zeigt, dass die Typen II und III das Komplementsystem zur Zellschädigung nutzen, was einen wichtigen Unterschied zu den anderen Allergietypen 1-4 darstellt. Bei der seltenen Typ-II-Allergie führen Antikörper (IgG, IgM) zur Zerstörung von Zielzellen, wobei das Komplementsystem diesen Prozess, die sogenannte Lyse, verstärkt.

Die Immunkomplexe der Typ-III-Allergie lagern sich in verschiedenen Geweben ab, wie etwa den Nieren oder Gelenken, und aktivieren ebenfalls das Komplementsystem. Dieses löst daraufhin starke Entzündungsreaktionen und die resultierenden Gewebeschäden aus. Dieses Verständnis des zytotoxischen und Immunkomplex-vermittelten Mechanismus erhöht die Fachtiefe Ihres Contents.

Spezifische Diagnostik für Typ IV

Um die verschiedenen Allergie Formen korrekt zu diagnostizieren, werden unterschiedliche Testverfahren eingesetzt, die dem jeweiligen Pathomechanismus Rechnung tragen müssen. Während die Soforttyp-Allergie (Typ I) meist schnell durch einen Prick-Test diagnostiziert wird, erfordert der zellulär vermittelte Spättyp (Typ IV) einen Epikutantest, auch Patch-Test genannt.

Bei dieser Methode wird das Allergen unter einem Pflaster für 48 Stunden auf die Haut aufgebracht, um die verzögerte Reaktion zu provozieren. Da die zelluläre Antwort der Allergietypen IV erst nach 48 bis 72 Stunden ihren Höhepunkt erreicht, ist dieser Testansatz essenziell für die Diagnose von Kontaktallergien (z.B. gegen Nickel oder Duftstoffe).

Abgrenzung von Pseudoallergie/Intoleranz

Es ist entscheidend, echte Allergie Formen (Typen 1-4) von Pseudoallergien oder Nahrungsmittelintoleranzen abzugrenzen, da nur die Allergien eine Beteiligung des Immunsystems aufweisen. Echte Allergietypen involvieren stets einen spezifischen immunologischen Mechanismus mit Antikörpern oder T-Zellen.

Pseudoallergien hingegen ahmen die Symptome einer Typ-I-Allergie nach (z.B. Nesselsucht), werden aber durch eine direkte, unspezifische Freisetzung von Entzündungsbotenstoffen wie Histamin ausgelöst, ohne eine vorherige Sensibilisierung durch IgE-Antikörper. Eine Nahrungsmittelintoleranz (z.B. Laktoseintoleranz) ist in der Regel auf das Fehlen von Enzymen zurückzuführen und steht in keinem Zusammenhang mit den immunologischen Überempfindlichkeiten nach Coombs und Gell.

Quellen:


FAQ:

Was sind die grundlegenden Unterschiede zwischen den Allergietypen 1 bis 4?

Die Hauptunterschiede liegen im immunologischen Mechanismus und der Geschwindigkeit des Symptombeginns nach Allergenkontakt. Typ I, II und III sind durch Antikörper vermittelt, während Typ IV ausschließlich zellulär durch T-Lymphozyten ausgelöst wird.

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Welche Allergieform wird als Soforttyp bezeichnet und warum?

Die Typ-I-Allergie ist der Soforttyp, da die Reaktion bereits Sekunden bis Minuten nach erneutem Allergenkontakt einsetzt. Dies liegt an den IgE-Antikörpern, die an Mastzellen gebunden sind und sofort Botenstoffe wie Histamin freisetzen.

Was genau ist unter einer zytotoxischen Reaktion (Allergietyp II) zu verstehen?

Bei der Typ-II-Allergie richten sich Antikörper (IgG oder IgM) gegen Antigene auf der Oberfläche körpereigener Zellen und bewirken deren Zerstörung. Diese seltene Reaktion tritt oft im Zusammenhang mit Medikamenten oder Bluttransfusionen auf.

Wie unterscheidet sich die Reaktion des Immunsystems bei Typ III von Typ I?

Der Typ I wird durch IgE-Antikörper ausgelöst, die an Mastzellen gebunden sind, während der Typ III durch die Bildung von löslichen Immunkomplexen aus Antigenen und IgG-Antikörpern charakterisiert ist. Diese Komplexe lagern sich in Geweben ab und führen dort zu einer Entzündung.

Welche Allergie-Typen sind hauptsächlich für Hauterscheinungen verantwortlich?

Der Typ I manifestiert sich häufig als Nesselsucht (Urtikaria) oder Angioödem mit schnellem Juckreiz und Schwellung. Der Typ IV ist primär für die verzögerte Kontaktallergie verantwortlich, die sich als Kontaktekzem mit Rötung und Bläschenbildung äußert.

Welche Rolle spielen T-Lymphozyten bei den Allergie Formen?

T-Lymphozyten sind die zentralen Akteure bei der Typ-IV-Allergie, dem sogenannten Spättyp, da sie die entzündliche Reaktion direkt vermitteln, ohne dass Antikörper benötigt werden. Sie sind für die verzögerte Hautreaktion und die Abstoßung transplantierter Organe von Bedeutung.

Wie lange dauert es, bis sich eine Typ-IV-Allergie nach Allergenkontakt bemerkbar macht?

Die Reaktion des Spättyps ist deutlich verzögert und tritt typischerweise erst 24 bis 72 Stunden nach dem erneuten Kontakt mit dem auslösenden Allergen auf. Dies liegt daran, dass T-Lymphozyten erst zum Ort des Geschehens wandern und sich dort aktivieren müssen.

Welche typischen Krankheitsbilder sind Beispiele für eine Typ-III-Allergie?

Typische Beispiele für die Immunkomplexreaktion (Typ III) sind die exogen-allergische Alveolitis, auch bekannt als Farmerlunge, oder bestimmte Formen der allergischen Vaskulitis. Diese betreffen oft die Lunge, Nieren oder Gelenke, wo sich die Immunkomplexe ablagern.

Warum sind die Allergietypen nach Coombs und Gell so wichtig für die Allergologie?

Die Klassifikation nach Coombs und Gell bietet ein wichtiges, seit Jahrzehnten etabliertes Basismodell, um die vier unterschiedlichen Pathomechanismen von allergischen Überempfindlichkeiten zu verstehen. Sie ermöglicht es Medizinern, die Diagnose und die passende Therapie gezielt auf den jeweiligen Allergietyp abzustimmen.

Können verschiedene Allergietypen beim selben Patienten gleichzeitig auftreten?

Ja, in der klinischen Praxis treten häufig Mischbilder auf, bei denen verschiedene immunologische Mechanismen gleichzeitig oder nacheinander ablaufen. So können bei einem allergischen Asthma beispielsweise sowohl Typ-I-Sofortreaktionen als auch verzögerte entzündliche Komponenten beteiligt sein.

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